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Strahlventilatoren entlüften im Brandfall Tunnel

Systemair lieferte 25 hochmoderne AJ 1000 Strahlventilatoren

Katzenbergtunnel A3 Würzburg, Deutschland

Maximale Sicherheit im Brandfall

Bei diesem Projekt wurde großen Wert auf die Temperaturfestigkeit und Lebensdauer der gefertigten Strahlventilatoren gelegt, daher wurden Ventilatoren aus Edelstahl gefertigt, die weniger korrosionsanfällig sind.

Höchster Schutz selbst im Ausnahmezustand

Um einen rauchfreien Verkehrsraum zu sichern und die Tunnelnutzer vor den Rauch- und Hitzewirkungen zu schützen, wird der Rauch einseitig vom Brandort in Richtung Ausfahrtsportal ins Freie abgeführt. Sämtliche installierte Ventilatoren sind im Übrigen reversibel ausgelegt, so kann man selbst im meteorologischen Ausnahmezustand die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleisten.

Europe
2018
Infrastruktur
Systemair liefert
Katzenbergtunnel 170830 0030

Ausgangssituation

Die Bundesautobahn A3 gehört zu den am stärksten belasteten Verkehrsadern Deutschlands. Täglich sind hier im Nord-Süd-Transit etwa 95.000 Fahrzeuge unterwegs, davon knapp ein Viertel Schwerlastverkehr. Der Freistaat Bayern hat vor diesem Hintergrund den Neubau des „Katzenbergtunnels“ bei Würzburg als eines der ersten relevanten Projekte überhaupt in die Kategorie „kritische Infrastruktur“ eingestuft. Denn wenn auf der A3 wegen Problemen im Tunnel nichts mehr läuft, dann bricht auch der gesamte Verkehr in der Umgebung, speziell in Würzburg selbst zusammen.

Entsprechend differenziert und umfassend ist das im Tunnelneubau installierte technische Sicherheitssystem ausgelegt; im Speziellen die Be- und Entlüftung der nördlichen Tunnelröhre über Strahlventilatoren. Diese setzen eine möglichst langen Funktionserhalt der Tunnellüftung im Brandfall voraus.

Herausforderung

In dieser Röhre stellten die baulichen Rahmenbedingungen eine besondere Herausforderung dar: Die Nordröhre mit einer lichten Breite von 19 bis 22 Metern und vier Fahrstreifen ist wie ein leichtes „S“ gleich zweifach verschwenkt. Zudem überbrückt er auf einer Länge von 570 Metern einen Höhenunterschied von 3,95 Prozent – nach Fertigstellung entgegen der Hauptfahrtrichtung. Dadurch ist bei fließendem Verkehr eine hinreichende Rauchabfuhr im Brandfall durch den natürlichen Luftaustausch nicht gewährleistet: Im Normalbetrieb wird der meist konstant anliegende Westwind sogar durch den in der Tunnelröhre vom Verkehr erzeugten Luftdruck weitgehend aufgehoben.

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Umsetzung

Für den Brandfall und zur Bedarfslüftung während des Betriebes, wurde die Tunnelröhre zum Start mit 25 Axialventilatoren mit je 30 kW Leistung (Typ AJ 1000) ausgestattet. Darüber hinaus wurden die Ventilatoren so unter der Tunneldecke montiert, dass bei höherem Lüftungsbedarf problemlos pro Gruppe je ein Ventilator nachgerüstet werden kann. Die gesamte redundant ausgelegte SPS-Steuerungstechnik dafür ist bereits in den Schaltschränken in der Tunnelwand bzw. im Steuerungszentrum der Tunnelanlage vorbereitet. Gleiches gilt für die in den Beton integrierte Verkabelung.

Die realisierte Lüftung ist dabei so konzipiert, dass die Axialventilatoren des in der Regel im Richtungsverkehr betriebenen Tunnels mit bestimmender Rauchabzugsrichtung sektionsweise schalten und so den im Brandfall entstehenden Rauch in Fahrtrichtung in den von Fahrzeugen leeren Tunnelabschnitt abtreiben. Die erzeugte Geschwindigkeit ist ausreichend hoch, um den Rauch sicher einseitig abtreiben zu können und damit auf der mit Personen und Fahrzeugen belegten Tunnelseite Sichterhalt und Rauchfreiheit zu gewährleisten. Dies ist eine zwingende Voraussetzung zur schnellen und möglichst vollständigen Räumung der Tunnelröhre im Ernstfall.

Die im Vorfeld der Planungen erstellten Berechnungen wurden durch einen praktischen Leistungsnachweis eines Strahlventilators auf dem Prüfstand von Systemair in Boxberg auch in der Praxis bestätigt. Ein praktischer Rauchtest vor Ort in Anwesenheit der Feuerwehr sowie der zuständigen Behörden bestätigte diese theoretischen bzw. Prüfstand-Leistungen dann nochmals.

Die installierte Leistung ist also analog zur RABT-Richtlinie so ausreichend bemessen, dass selbst im meteorologischen Ausnahmezustand eines permanenten Winddrucks auf dem Ostportal und gleichzeitigem Brandereignis im Tunnel die Rauchlasten problemlos talwärts aus dem Tunnel abgeleitet werden können.

Projektingenieur
Umsetzungsfirma

Temperaturfestigkeit dank Edelstahl

In jedem Fall wird die Funktionssicherheit dank der Temperaturfestigkeit der Strahlventilatoren bei 400 °C über den geforderten Zeitraum von mindestens 90 Minuten gewährleistet. In der Praxis kann man aber von einer tatsächlichen Betriebsdauer von zwei Stunden und mehr ausgehen, da die Spitzentemperaturen direkt am Ventilator im Brandfall in der Regel erst mit Zeitverzögerung anliegen. Key Account Manager von Systemair: „Wir gehen bei diesem Ventilatorentyp generell von mindestens 120 Minuten aus. Das bestätigen auch unsere Prüfungen.“

Im Normalbetrieb sind die im Würzburger Tunnel installierten Strahlventilatoren abgeschaltet. Für die Bedarfslüftung reicht selbst die durch das Verkehrsaufkommen reduzierte natürliche Westwind-Einströmung aus. Sie sorgt gleichzeitig für eine fast permanente geringe Rotation der Ventilatoren zum Schutz vor Festsetzen.

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Branderkennung in weniger als einer Minute

Für die Branddetektion selbst sind verschiedene Systeme installiert. Linienförmige Wärmemelder informieren beispielsweise über den Temperaturverlauf in der Tunnelröhre und Streulichtsensoren messen den Partikelgehalt in der Luft, so dass „jeder Brandfall in weniger als 60 Sekunden erkannt wird“, beschreibt Matthias Falck das Sicherheitskonzept. Diese kurze Auslösezeit dürfte dabei normalerweise noch unterschritten werden, da dem Brandereignis vorausgehende Ereignisse über die optische Sensorik der in der gesamten Tunnelröhre verteilten Videokameras erfasst und automatisch ausgewertet werden. Die vier hinterlegten Bilder sind hier Personen auf der Fahrbahn bzw. auf den Notgehwegen, Rauch, herabgefallene Ladung und Stau.

Ablauf im Brandfall

Brandmeldeanlage löst aus

Inbetriebnahme der Strahlventilatoren über eine intelligente Steuerung

Ventilatoren im betreffenden Brandschutzabschnitt werden gleitend angefahren unter Einbeziehung der Messwerte

Jeder Ventilator hat einen eigenen Frequenzumrichter, für bedarfsgerechte Drehzahlen

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Deckenmontage

Materialschonung stand – in diesem Zusammenhang – auch hinter der vergleichsweise aufwändigen Deckenmontage der Strahlventilatoren. Aufgrund der Längs- und Querneigung der Tunnelröhre wirken im Betriebszustand auf die Ventilatoren überdurchschnittlich hohe Lasten ein, die in diesem Fall durch zusätzliche Aufbaurahmen mit Sylodyn Gummipuffer für die gleichmäßige Lastverteilung abgefangen werden.

Unter der Tunneldecke verdeutlichen die Lichtleisten entlang der gruppierten Jetventilatoren den Weg, wie auch die Rauchgase im Brandfall abgeführt würden.

Möchten Sie mehr wissen?

Wenn Sie mehr über das Projekt wissen oder mit einem unserer Experten sprechen möchten, wenden Sie sich bitte an Arthur Palmer, Tunnel & Metro Ventilation Engineer, Systemair GmbH, unter arthur.palmer@systemair.de oder Telefon: +49 7930 9272-592